
11. Advent
~ eine altruistische Absicht ~
Viele Individuen litten wohl unter der Tatsache, dass in Hogwarts keine Technik funktionierte, aber Thya mutmaßte, dass es niemanden gab, dessen Leid größer als das der Lehrer war (ausgenommen vielleicht Celine, deren Bluetooth-Kopfhörer in dem uralten Gemäuer ganz anders wollten als sie).
Thya konnte sich schlecht vorstellen, was Lehrer im Lehrerzimmer tun sollten, wenn es nicht möglich war, die Kaffeemaschine zu belagern. Irgendwie machte das doch das Wesen von Lehrern aus, oder? Nahm man den Lehrern durch das Vorenthalten der Kaffeemaschine nicht vielleicht ein Stückchen ihrer Identität?
In diesem Fall musste sämtliches Lehrpersonal auf Hogwarts bestimmt zutiefst betrübt sein!
Wie ein zweitklassiger Bösewicht rieb Thya sich die Hände. Sie würde aus reiner Menschenliebe, reinem Altruismus, schon Freude in das Leben der armen, geschundenen Lehrkräfte bringen!
»Sehr geehrte Damen und Herren, pädagogisch definitiv versagende Professoren, die ihren Schülern vermutlich in jeder Unterrichtsstunde schwerwiegende Traumata verpassen, es ist Weihnachtszeit!«, verkündete sie, ohne sich die Mühe zu machen, das boshafte Funkeln in ihren Augen oder das ins verrückt-debil gehende Lächeln zu verbergen. Ach ja, und das mit den Vorstellungen fand sie auch überbewertet. »Deshalb werden wir nun der spannendsten Weihnachtsaktivität nachgehen, die es gibt.«
»Exzessiver Konsum von Eierpunsch, untermalt von ›Last Christmas‹?«, schlug Professor Saitou, Lehrkraft für Arithmantik, vor.
Sibley sah sie milde erschüttert an. »Kaede, ich wusste nicht, dass es so schlimm um ihren Lebenswillen steht.«
»Wir haben etwas besseres vor, als das Frönen von süchtig machenden Substanzen zu Selbstmord verursachender Musik«, verkündete Thya. »Wir wichteln!«
Dreizehn gut erwachsene Menschen starrten sie mit verschiedenen Abstufungen des Horrors an.
Einiges an vehementen Hämmern auf der magischen Tastatur später: Thya hat alle Lehrkräfte mit unfairen Mitteln ihrem Willen unterworfen.
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Clove Maple schenkt William Mandreth einen Weihnachtskranz mit singenden Tannen, der einen angenehmen Geruch verströmt und dessen Bestandteile definitiv nicht aufgrund ihrer bewusstseinserweiternden Wirkung zu den kontrollierten Gütern gehören. Dazu kommt eine Dose selbst gebackener Kekse, aus denen bewusstseinserweiternde Bestandteile nach Möglichkeit fern gehalten wurden.
Winona Chaser schenkt Hodge Craftswooth genau einen (1) Schokobonbon. In ihren sonst so gütigen Augen spiegeln sich Jahre intensiver Abneigung wieder. Craftswooth wendet den Blick nicht ab, während er den Schokobonbon annimmt, ihn auf den Boden fallen lässt und ihn dann mit dem Schuh zermalmt. Weder ihm noch ihr kann man in dieser Situation die knapp oder gut neun Jahrzehnte an Lebenserfahrung ansehen.
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