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Kiefer Fichte Zweig 6

12. Advent

~ die Universalität des Nickens ~

    Als Isaac sich die Tür besah, fragte er sich, was genau er eigentlich dort tat.

    Kurz erwog er, dass der dumme – also, wirklich, wirklich dumme und entsprechend kleine – Teil von ihm glaube, Owain hätte noch mehr Probleme als üblich und hätte inzwischen auf ominöse, unleserliche Botschaften zurückgegriffen, wie er es in den Anfangstagen der Freundschaft (oder dem, was eine Freundschaft werden würde) mit Celine getan hatte.

    Aber auch der wirklich, wirklich dumme Teil von ihm hatte grundlegende Intelligenz und glaubte dem nicht so richtig, weil Owain zwar eine Sauklaue hatte, er aber genau wusste, wie diese Sauklaue aussah. Das, was auf dem Blatt geschrieben war, das er in einem seiner Bücher gefunden hatte, stammte aus einer anderen Sauklaue, die noch dazu äußerst klein gehalten war.

    Was Isaac wiederum schätzte – schrieb man groß, verschwendete man unnötig Papier.

    Er kam zu dem Schluss, dass er keine Ahnung von dem hatte, was er tat, und klopfte an die Tür, da ein einfaches Weggehen ihm nicht wie eine valide Option erschien.

    »Komm rein!«, rief eine Mädchenstimme aus dem Inneren, die einen leicht walisischen Akzent hatte. »Aber pass auf, dass die Katze nicht raus kommt – das olle Ding hat sich wieder gefetzt und ich habe keine Lust, dass er sich mit einem der zahllosen Flauschebälle im Schloss anlegt.«

    Das kam Isaac wie ein sehr legitimer Grund vor, also öffnete er die Tür sehr vorsichtig und drückte sich durch den kleinstmöglichen Türspalt. Auf diesen geierte tatsächlich eine Katze – eine große Tigerkatze, die möglichst nonchalant um die Öffnung Tür herum schlich und die Augen nicht von dem kleinen Stückchen Freiheit ließ.

    Nachdem Isaac es geschafft hatte, sich durch sein motorisch äußerst anspruchsvolles Manöver fast auf den Boden zu werfen, trat er in das kleine, runde Turmzimmer ein, in dem wahrscheinlich jemand mit Tendenzen zum Messi-Syndrom und alten Möbeln lebte.

    Zentrum des Raums bildete ein vollgestellter Sofatisch mit diversen Arten Backwerk. Wie es für Sofatische üblich war, gehörte zu dem Sofatisch auch ein Sofa, auf dem ein Mädchen, etwa in seinem Alter, hockte, eine Decke wie einen Umhang über die Schultern geschlungen.

»Ich freue mich sehr, dass du hier bist.« Sie deutete einladend irgendwohin, allerdings konnte Isaac nicht recht erkennen, ob sie damit das Sofa oder den daneben stehenden Sessel meinte, weshalb er stehen blieb.

    Nach kurzem Überlegen fasste er den Entschluss, ein wenig wie ein sozialer Mensch wirken zu wollen und nickte zur Begrüßung.

    »… Du kannst dich setzen, weißt du, Isaac?«, fragte sie nach einem Moment, in dem er ziellos durch den Raum gestarrt hatte.

    Sollte er jetzt fragen, welchen Platz sie genau gemeint hatte? Vielleicht schon, aber er hatte nicht unbedingt Lust, zu sprechen, also setzte er sich auf den Sessel, in der Hoffnung, dass das die richtige Entscheidung war.

    Als sie sah, wie er auf der Kante des Sessels mit durchgedrücktem Rücken saß, entschied sich

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