
13. Advent
~ Geschenke (kreativer Titel) ~
Eine wie aus der Tonne gekloppt aussehende Thya rollte auf einem Bürostuhl heran. Wo genau sie heran rollte, sollte nicht spezifiziert werden, da dies ein großer, weißer Block aus Unwissenheit war. Man stelle sich keinen Raum, keine besondere Szenerie vor – nur eine Ansammlung Siebtklässler, die inzwischen bekannt sein sollten.
»Jo. Ich bin müde.« Der Bürostuhl kam langsam zum Stehen und aus der Nähe konnte man erkennen, dass Thya nicht wie aus der Tonne gekloppt aussah, sondern eher wie ein überfahrenes Tier, das drei Tage lang auf der Straße vor sich hin gegammelt hatte, bevor jemand einen Grund gefunden hatte, es vom Asphalt zu kratzen. »Ich will keinen Bullshit von euch. Sonst leidet ihr.«
Da Zeit und Raum nur Illusionen sind, hatten alle Anwesenden bereits Bekanntschaft mit Thya gemacht und jeder von ihnen kam zu dem Schluss, dass gelegentlich auftretende Ähnlichkeiten und zweitklassigen Bösewichten wohl exponentiell wuchsen, wenn sie müde war.
»Ich will, dass ihr mir alle von einem Weihnachtsgeschenk erzählt, dass ihr bekommen habt.«
»Ein Weihnachtsgeschenk?«, hakte Liberty nach. »Einfach nur … ein Weihnachtsgeschenk?«
»Habe ich genuschelt?«
»Ja. Hast du tatsächlich.«
»Habe ich nicht!«, fauchte Thya und der Gangster wich für einen Moment einem tollwütigen Tier, bevor jede Emotion aus Thyas Körper entschwand. »Ein Weihnachtsgeschenk. Irgendeines, das ihr jemals bekommen habt. So langweilig und klischeehaft es auch sein mag. Wer es euch geschenkt hat und wann. Ein paar Worte über eure Meinung darüber. Ende. Und diesmal keine Diskussionen. Ich will schlafen.«
»Mood«, kam es aus der Ecke um Aurie.
»Wir machen das jetzt in alphabetischer Reihenfolge, motzt nicht, weil es kein Flaschendrehen oder fancy Losverfahren gibt.«
Niemand erwähnte, dass es bis dahin immer Thya gewesen war, die ihnen solche Prozedere aufgezwungen hatte.
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Peschawa eröffnete die Gesprächsrunde. »Also, ich bin ja Muslim –«
»Ich weiß.«
Verstimmt sprach er weiter. »Ich bin Muslim und habe Weihnachten erst kennengelernt, als ich nach England gekommen bin. Da –«
»Komm zur Sache!« »Ich kann schlecht zur Sache kommen, wenn du mir nach jedem Satz ins Wort fällst.«
Eine Sekunde sah Thya ihn tot an. Dann noch eine. Noch eine. Schließlich blinzelte sie. »Hast du was gesagt?«
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