
14. Advent
~ feurige Augen ~
Peschawa klopfte an die Tür zum Turmzimmer, aber es kam keine Antwort.
Er klopfte noch einmal, lauter.
Immer noch nichts.
Kurz erwog er, einfach wieder zu verschwinden und den Verfasser dieser dämlichen Notiz sein zu lassen, wo er war, vor allem, als noch ein drittes Klopfen ignoriert wurde, aber irgendwie brachte er es nicht über sich.
Er drückte die Türklinge herunter – und die Tür öffnete sich. Unverschlossen also.
Das Innere des Raums war eingerichtet wie ein etwas altmodisches Wohnzimmer und auf den ersten Blick leer.
Auf den zweiten Blick erkannte er ein Mädchen, das in zu viele Decken auf der Couch saß und mit Stielaugen in ein Buch starrte.
»Hallo?«, fragte er in die Leere herein.
Das Mädchen schrak zusammen. »Kannst du nicht klopfen?« Freundliche Person. Mit einem noch dickeren kanadischen Akzent als Aurie.
»Ich habe geklopft. Dreimal. Dabei habe ich keine Ahnung, was das hier soll.«
»Na ja, kann sein, dass du geklopft hast –«
»Ich habe geklopft!«, protestierte er.
»Aber ich habe gerade gelesen.« Sie wedelte mit dem Buch herum, wobei sie einen Finger zwischen die Seiten hielt. »Du beanspruchst hoffentlich nicht, interessantere Gesellschaft zu sein als Magnus Bane, oder?«
»Ich habe keine Ahnung, wer das ist.«
»Das ist eine bedauerliche Bildungslücke.«
Für sich machte Peschawa sich gerade Gedanken über die geistige Verfassung seines Gegenübers.
»Aber gut. Seien wir mal nicht so. Ich habe dich ja eingeladen.« Sie deutete auf einen Sessel neben dem Sofa. »Setz dich und nimm dir gerne ein paar Kekse oder Tee. Oder, warte, du trinkst Kaffee«, fiel es ihr ein und Peschawa fragte sich beunruhigt, woher sie das wusste. Er konnte sich nicht daran erinnern, sie jemals gesehen zu haben. »Nimm dir gerne Kekse oder Kaffee.«
Sie deutete auf die gleiche Kanne wie vorhin, aber er realisierte, dass der aufsteigende Dampf anders roch. Peschawa nahm sich ein Plätzchen, das einen köstlichen Marzipangeschmack hatte.
»Schmeckt gut«, teilte er mit vollem Mund ist. »Warum bin ich hier?«
»Ja, die goldene Frage. Aldso, die andere goldene Frage.« Das Mädchen legte das Buch zur Seite. »So genau kann dir das wohl niemand beantworten. Es gibt zahlreiche theologische Erklärungsansätze und –«
»Hier, in diesem Raum«, spezifizierte Peschawa.
»Die Frage ist bedeutend langweiliger.« Das Mädchen nahm sich auch ein Plätzchen. »Selbstgebacken«, merkte sie an. »Ausnahmsweise nicht verbrannt.«
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