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ZEIT

Adam Hamilton, der später im Zentrum vieler Unruhen und Auseinandersetzungen seiner Zeit stehen würde, wurde 1958 geboren. Mit elf Jahren besuchte er die Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei und wurde, wie es die Tradition seiner reinblütigen Familie verlangt, nach Slytherin sortiert. Dort galt er schnell als charismatischer und intelligenter Schüler und zeigte sich in den folgenden Jahren in politischen Fragen weniger radikal und eher konservativ.

1976 schloss er die Schule mit einem hervorragenden Zeugnis ab und begann, im Zaubereiministerium zu arbeiten, wo er sich schnell von einem einfachen Angestellten zu einem wichtigen Mitarbeiter hocharbeitete. In dieser Zeit begannen verstärkt Kamapgnen Muggelstämmiger für ihre Rechte, wobei einige im Fokus der Aufmerksamkeit stehende Bewegungen extremistische Züge annahmen und beispielsweise versuchten, Ehen zwischen reinblütigen Hexen und reinblütigen Zauberern zu verbieten und Forderung stellten, alte Familien sollten ihr - wie sie sagten - unrechtmäßig erworbenes Vermögen und ihren Besitz der Allgemeinheit spenden.

Diese Ziele wurden teilweise auch mit Gewalt untermalt, weshalb sich ein Riss durch die magische Gemeinschaft zog. Adam Hamilton bleib derweil längere Zeit auf einer gemäßigteren Position, schob sich aber mit der Zeit immer mehr ins radikale Spektrum. Hexen und Zauberer, die sich von der Politik, die gegen die Gewalttaten keine harschen Worte finden konnte, alleine gelassen fühlten, stellten sich hinter Hamilton, der ihnen Gehör, Worte und Initiativen schenkte.

Spätestens 1989, als der radikale Muggelstämmige Robin Burrell das erste richtige Attentat dieser Ära verübte und sechs Mitglieder der alt eingesessenen und für ihre altmodische Sichtweise bekannte Familie Coldwell umbrachte, rückte sich Hamilton in den Fokus der Öffentlichkeit, engagierte sich im Prozess gegen den Angeklagten und sorgte dafür, dass die verbliebenen Familienmitglieder Entschädigung erhielten und sammelte Spendengelder für ein Denkmal an die Getöteten.

Die folgenden zehn Jahre gärte der Konflikt unter und manchmal auch über der Oberfläche weiter. Die beiden politischen Lager - die sich selbst als die Equalisten und die Loyalisten bezeichneten - entfernten sich weiter voneinander und lieferten sich oftmals erbitterte Wortgefechte, gewalttätige Ausschreitungen beider Seiten standen zwar nicht gleich an der Tagesordnung, waren aber auch nicht allzu selten, und die Regierung sah sich nicht recht in der Lage, die Situation in den Griff zu bekommen, während ein Großteil der Bevölkerung von der Gewalt verunsichert war und Standpunkte beider Parteien mehr oder weniger nachvollziehen konnte.

Im Jahr 1999 ermordete die muggelstämmige Equalistin Ruby Comstock den amtierenden Zaubereiminister Jospeh Kennard, ebenfalls einen Muggelstämmigen, der in Augen der Equalisten seine Herkunft jedoch verraten hatte, was in der gesamten magischen Welt für Aufregung und Empörung sorgte - und am signifikantesten: Chaos verursachte. Denn nicht nur der Minister, sondern auch viele andere hochrangige Regierungsangestellte kamen bei dem Anschlag ums Leben, und dadurch, dass Britannien quasi ohne Regierung dastand und die ohnehin schon gespannte Stimmung sich mit einem Schlag entlud, folgten einige Wochen von nahezu anarchischen Zuständen.

In dieser Zeit zeigte Hamilton sich als resolut und verantwortungsbewusst und bei der anschließenden Wahl zum Zaubereimnister gewann er beinahe konkurrenzlos - er hatte Comstocks Wahnsinn überlebt, einem einfachen Angestellten des Ministeriums dabei noch das Leben gerettet, leitete die Ermittlungen, ging gegen die Gewalt vor und sorgte für Ordnung. Nicht nur Reinblüter wählten ihn, sondern Zauberer und Hexen jeglichen Blutstatus stimmten für ihn, weil er ein Ende des Chaos versprach und sich als Stimme der Vernunft verdingt gemacht hatte - auf der Seite der Equalisten schien es so jemanden nicht zu geben.

In seinem Amt angekommen, verschärfte Hamilton unmittelbar die Sicherheitsvorschriften und führte verstärkt Personenkontrollen durch. Im ersten Jahr seiner Regierungszeit löste er die verschiedensten politischen Gruppierungen auf, von denen er viele als potenziell terroristisch einstufte, um seinen Kurs zu legitimieren, auch wenn dies bei weitem nicht bei allen der Fall war.

2000 schließlich wurde der Druck auf Muggelstämmige immer größer. Studien erschienen, die davon berichteten, dass Muggelstämmige im Grunde Muggel mit Zauberkräften seien und die Persönlichkeit von Muggeln die enorme Kraft der Magie nicht ertragen könne, weshalb sie charakterlich verdorben seien, und während Taten und während Verbrechen von Muggelstämmigen - ob politisch motiviert oder "nur" normale Kriminalität - große Aufmerksamkeit geschenkt und sie aufs Schärfste verurteilt wurden, behielt man in der Presse über die andere Seite der Medaille Stillschweigen bewahrt wurde - beispielsweise wurde mit keinem Wort ein Massaker an Muggelstämmigen in Cobhill oder ähnliche Übergriffe berichtet. Kritische Zeitungen wurden ebenfalls unter dem Deckmantel des Terrorismus aufgelöst.

Im folgenden Jahr, 2001, geschah schließlich, was schon länger befürchtet wurde: Die Rechte der Muggelstämmigen wurden beschnitten. So wurde die bis dato freiwillige Angabe des Status im Pass - auf den viele aufgrund der heiklen Lage verzichtet haben - zur Pflicht und die Löhne von Muggelstämmigen wurden gesetzlich gesenkt. Arbeitgeber, die Muggelstämmige beschäftigten, mussten Zusatzsteuern zahlen, weil sie "richtigen" Zauberern Arbeitsplätze verwehrten. Ebenfalls wurde auch der Schutz vor dem Gesetz nun offiziell beschnitten. Dies resultierte in vermehrten Übergriffen, mehr Rassismus und natürlich einer hohen Arbeitslosenquote unter den Muggelstämmigen, die wiederum zu höherer Kriminalität unter ihnen führte. Gemischte Ehen wurden verboten.

Diese Maßnahmen sorgten natürlich für Zorn - nicht nur in der muggelstämmigen Bevölkerung, sondern auch bei rein- oder halbblütigen Zauberern und Hexen. Die Unzufriedenheit entlud sich 2002 in einem von Jacob Fields geleiteten Putschversuch und versuchten Tötung an Hamilton. Nach deren Scheitern wurde Fields öffentlich der Kuss des Dementors gegeben, seine leere Hülle anschließend nach einigen Tagen der Zurschaustellung getötet. Mitverschwörern wurde das gleiche Schicksal zuteil und im ganzen Land gab es Razzien und zahllose, teils willkürliche Bestrafungen gegen Verdächtige.

Dies resultierte ein weiteres Mal in Aufständen, in deren Folge Muggelstämmige aus der Gesellschaft geächtet werden und der Kontakt mit ihnen unter Strafe gestellt wird.

Durch diese drakonische Maßnahme herrscht Unruhe im ganzen Land und auch außenpolitisch gibt es verschiedenste Reaktionen auf die neuen Regelungen - sowohl sehr positive als auch sehr negative. Über die folgenden Jahre hinweg gärte eine Rebellion, die mal mehr, mal weniger stark aufflammt und die britische Zauberergesellschaft zermürbte und auch in Muggeldörfern zu Zerstörung führte. Viele Hexen und Zauberer verließen aufgrund dieser Zustände das Land und siedelten vornehmlich nach Frankreich, Deutschland und die USA über. Die Auseinandersetzungen fordern auf beiden Seiten viele Opfer und auch wenn Hamilton immer noch flammende Bewunderer hat, wendet sich das allgemeine Klima dank seiner Willkür doch gegen ihn, was im Jahr 2004 in einer Auflösung der britischen Demokratie und der Einführung einer Diktatur führt.

Dieser Schritt, der mit noch strengeren Kontrollmaßnahmen sowie stärkerer Präsenz staatlich angestellter, bewaffneter Loyalisten einherging, hatte jedoch nicht die gewünschte Wirkung gezeigt und die Gewalt nur noch verstärkt. Hamiltons Geisteszustand wird währenddessen unter dem konstanten Druck und nach dem Tod einiger seiner Vertrauten immer bedenklicher.

2005 brachte er sich schließlich selbst um, und auch wenn nach seinem Tod noch einige Tage erbittertes Blutvergießen herrschten, war die Niederlage der Loyalisten doch abzusehen und trat schließlich ein. In den folgenden Wochen und Monaten wurde eine Übergangsregierung eingesetzt, die notdürftig die Ordnung wiederherzustellen versuchte und die rechtlichen Maßnahmen gegen Muggelstämmige aufhob.

Als 2006 schließlich wieder Wahlen stattfanden, war Britannien jedoch immer noch weit von besagter Ordnung und vor allem Frieden entfernt. Extremistische Restzusammenschlüsse der Loyalisten sorgten weiterhin für Chaos, die Infrastruktur war am Ende, es fehlte an Fachkräften, weshalb viele loyalistisch gerichtete Hexen und Zauberern auf ihren Posten bleiben konnten, versprochene Entschädigungen konnten nicht gezahlt werden und in der Gesellschaft herrschte ein tiefes Misstrauen - vor allem gegen jene, die nicht wirklich gekämpft, hatten, sondern ihre Existenz sichern wollten.

Die Wahl fiel zugunsten equalistischer Kandidaten aus, und auch wenn sich in den folgenden Jahren Zaubereiminister relativ rasch abwechselten und das Oberhaupt der magischen Gesellschaft sein oder ihr Bestes tat, um Großbritannien zu seinem ehemaligen Glanz zurückzuführen, ist noch lange nicht alles in bester Ordnung.

Wir schreiben den Sommer 2014: Die beiden politischen Lager gibt es, wenn auch offiziell abgeschafft, hinter vorgehaltener Hand immer noch, die Gerichte sind hilflos überlastet, wenn man jeden Kriminellen der vergangenen Jahrzehnte einsperren wollen würde, wäre die Hälfte der Bevölkerung von den Straßen, es gibt immer noch zerstörte Gebäude, um die sich niemand kümmert und das Misstrauen gegen Freunde und Nachbarn ist immer noch groß, abgesehen davon, dass die Bevölkerung durch die Massenauswanderungen deutlich geschrumpft ist.

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